IN DER PRESSE

10.08.2016 | 10:16 Uhr | Maike Jacobs

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DER SPACE-CAMPER: Hier ist alles untergebracht, auch der Scuddy passt zusammengefaltet hinein.© Behrens

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Porträt

Melanie Gödecke lebt ihren Traum von der Freiheit

Sie tut, wovon andere nur träumen: Die Hannoveranerin Melanie Gödecke (39) hat vor zehn Jahren ihren sicheren Bürojob aufgegeben, um frei und vor allem mobil umherzuziehen. Die Produkte für diesen verrückten Lebensstil verkauft sie nebenbei.

Sie trägt ihre Haare lila, ist ein moderner Vagabund und reist mit ihrem zwei Hunden in einem Space-Camper durch die Lande. Sie ernährt sich von Steinzeit-Nahrung und düst durch Innenstädte mit einem Scuddy. Wo immer Melanie Gödeke (39), kurz Mel genannt, auftaucht, fällt sie auf. Denn die Hannoveranerin ist eine Aussteigerin der besonderen Art, irgendwie modern, auch stylish, vielleicht auch ein wenig verrückt, auf alle Fälle anders. Sie hat uns ihre Welt erklärt.

Mels Welt: der Scuddy. Ihr auffälligstes Gefährt ist der Scuddy. Das ist ein motorisierter Roller, der zusammengefaltet die Größe einer Wasserkiste einnimmt, mit dem man aber in der Spitze mit 35 Kilometer pro Stunde über Stock und Stein rasen kann. Im Vergleich: Ein Segway fährt bis zu 20 Stundenkilometer schnell. Erfunden haben ihn 2012 zwei Kieler Maschinenbauer. „Alle Komponenten werden in Deutschland gefertigt, der Roller ist komplett made in Germany“, schwärmt Mel. 27,5 Kilo wiegt er; falls einen das Fahren im Stehen ermüdet, kann man sich auf den Elektroroller setzen. „Ich aber habe meinen Sitz gar nicht eingebaut, ich fahre lieber im Stehen“, lacht Mel. Als freie Handelsvertreterin verkauft sie die Scuddys (ab 4500 Euro), zum Beispiel auf Messen, vermarktet sie aber auch, indem sie sich mit ihrem Roller zeigt – und zwar in allen Winkeln Deutschlands. „Ich werde so oft angesprochen, der Roller ist ein toller Hingucker, man kommt sofort ins Gespräch!“, sagt sie und hält eine flammende Pro-Scuddy-Rede: „In nur einer Stunde ist der E-Scooter aufgeladen, bis zu 35 Kilometer beträgt seine Reichweite, Steigungen schafft er problemlos, das Beste aber ist das Fahrgefühl“, sagt sie, startet das dreirä-drige Gefährt und legt sich in die erste Kurve. Und tatsächlich: Alle Passanten drehen sich nach ihr um. Nur ihre beiden Hunde bellen geschockt, sie finden es gar nicht witzig, dass Frauchen aus ihrem Blickfeld verschwindet.

Mels Welt: die Hunde. Zu-nächst hatte Mel einen ganz normalen Bürojob. Bis vor zehn Jahren hat die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau bei einem hannoverschen Unternehmen in der Buchhaltung gesessen. „Dann konnte ich nicht mehr, ich musste raus“, erzählt die quirrlige Frau. Seitdem zieht Mel umher. Doch das freie Leben hat auch Einschränkungen. Die langen Fahrten, die Nächte im Space-Camper waren doch sehr einsam. Seit fünf Jahren sind die Hundegeschwister Sunny und Diego ihre ständigen Begleiter. Sie lieben ihr Frauchen abgöttisch, sie sind ihre Bodyguards, sie passen aber auch auf Mels Hab und Gut auf, denn das lagert im Space-Camper.

Mels Welt: der Space-Camper. Ihr umgebauter VW-T6-Bus ist ein Platzwunder. Denn darin ist – mit gewissen Luxusabstrichen – ein Mini-Eigenheim eingebaut. Hier lebt und schläft Mel den Großteil des Jahres: „Klar, man lernt, mit wenig auszukommen“, sagt sie, „aber ich habe immer noch häufig viel zu viele Klamotten mit!“ In einer angemieteten Garage lagert sie den Teil ihres Besitzes, den sie aktuell nicht braucht. Dass es ihr an nichts fehlt, zeigt sie gleich, indem sie schnell für ihre Gäste einen Kaffee kocht: Becher, Kaffee, Biomilch, alles ist in der schwenkbaren Küche vorhanden. Ihr Auto ist übrigens eine besondere Luxusvariante – es ist ausgestattet mit einem Luftfahrwerk, das unter anderem einen Ausgleich von bis zu 13 Zentimetern schafft. Auch vom Verkauf von Fahrzeugtechnik und derartigem Autozubehör lebt sie: „Gerade bei Rückenproblemen ist das Luftfahrwerk eine Wohltat!“, weiß die Frau, die schon in ganz Europa herumgekommen ist.

Mels Welt: die Steinzeitnahrung. Ihr Speiseplan ist strikt gesund und basiert zum Großteil auf Paleo-Food – Anhänger dieser Ernährungsart orientieren sich an der vermuteteten Nahrung der Menschen der Altsteinzeit. Es werden also nur Lebensmittel gegessen, die es damals auch gab. Wenn Mel unterwegs ist, isst sie gern Riegel mit zusammengekneteten Früchten, Nüssen und Wurzeln von „Black Bear“. „Steinzeitnahrung ist roh und unbehandelt, ein echtes Kraftpaket. Industriezucker wirst du darin nicht finden“, sagt Mel. Von der Steinzeitnahrung holt sie sich ihre Power. Die Riegel (Doppelpack sechs Euro) vertreibt sie – natürlich – ebenfalls.

Mels Welt: der Sport. Auch wenn sie von einer Freizeit-Messe zur nächsten reist, die typische Autofahrerfigur hat sie nicht. Die Frau hält sich mit Yoga, Wildwasserpaddeln und Schwimmen fit. „Ich kenne alle Bäder Deutschlands“, behauptet sie – besonders aber die in Hannover. Denn hierher kehrt sie immer wieder zurück.

Mels Welt: die Mutter. Mels Mutter lebt in Hannover. Das ist der Grund, warum Mel spätestens alle sechs Wochen in ihrer Heimat für ein paar Tage Station macht. Dann besucht sie ihre Mutter und schaut nach dem Rechten. Von unterwegs berichtet die Vagabundin mit den lila Haaren übrigens seit kurzem auf ihrer Webseite:

free-mobile-living.de